Jan Sedlák
Wie viele andere Denkmäler in der Tschechischen Republik ging auch für die Burg Grafenstein nach dem Zweiten Weltkrieg die Zeit zu Ende, in der sie ihrer ursprünglichen Bestimmung diente. Die Innenausstattung wurde schrittweise abtransportiert und eine wenig angemessene Nutzung begann. Das Objekt diente als Unterkunft für Soldaten und ihre Familien, später als Lager. Zum Schluss, als die Burg infolge fehlender Pflege langsam zur Ruine verkam, war sie verlassen und ihrem Schicksal überlassen. Im Jahr 1986, als der Statiker Miroslav Fuchs die Burg zum ersten Mal besuchte, drohte bereits der Einsturz mehrerer Flügel. Besonders ernst war die Situation im Mitteltrakt des Nordflügels beim Haupteingang in den Palas. Das riesige Gebäude der oberen Burg setzt sich an dieser Stelle aus dem ehemaligen alten gotischen Palast, einem südlich vom ursprünglichen Kern stehenden Anbau und aus der ehemaligen Mauer der oberen Burg zusammen. Das gesamte Bauwerk wurde mit zwei Satteldächern mit um ein ganzes Stockwerk heruntergesetzten Mauerkronen bedeckt. Der schrittweise herabfallende und zusammenbrechende Schornstein des höheren Nordteiles des Objektes stürzte in den Einschnitt zwischen dem Dachstuhl des Südteils und der Umfassungsmauer des Nordteils. In den beschädigten Einschnitt trat Wasser ein und es wuchsen Sträucher, Bäume und holzangreifende Pilze heran. Der Niedergang der ganzen Burg schien unabwendbar. Eine ähnliche Situation bestand auch oberhalb des Eingangs im Ostflügel. Hier setzte der Zerstörungsprozess mit einem kleinen Loch im Dach ein, durch welches Regenwasser an den Zerrbalken drang, der die beiden Fußpfetten verband. Der Zerrbalken, der mit den Fußpfetten verkämmt ist und für das Zusammenhalten der Umfassungsmauer und des ganzen Baukörpers eine Schlüsselrolle spielte, wurde vom Regenwasser zerstört. Daraufhin begannen beide Seitenmauern auseinander zu brechen. An der östlichen Außenwand des Flügels klaffte in beiden Stockwerken ein Riss zwischen Gewölben und äußerer Umfassungswand. Der Prozess wurde durch den seitlichen Gewölbedruck zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk im Zusammenhang mit der Lage der Außenmauer in der Nähe der ursprünglichen Hangkante beschleunigt. Der unbefestigte Rand des steilen Hanges unterhalb der äußeren Umfassungsmauer des Palas verursachte eine Vergrößerung des Risses in den Mauern des Ostflügels. Weitere Schädigung verursachte der Mensch: Der Zugang in die Burg durch den Ostflügel war zu eng für Lastwagen, die versuchten hineinzufahren. Schließlich kam es infolge der Beschädigung des Portals durch die Fahrzeuge zum Einsturz sowohl des inneren Portals als auch des Sockels am Außenportal. Wäre der Riß noch größer geworden, hätte der ganze Flügel einstürzen können.
Buchstäblich im letzten Moment erfolgte die Planung zur Stabilisierung des beschädigten Portals. Dem Nordflügel war solches Glück nicht beschieden, die Entwürfe des Statikers zur notwendigen Sanierung des Dachstuhles wurden nicht umgesetzt. Dem Statiker blieb nichts anderes übrig als eine Einschätzung, wann der Dachstuhlteil des Nordflügels abstürzen würde. Der Dachstuhl im mittleren Teil fiel tatsächlich ein. Auf dem unbedachten Gebäude wuchsen Sträucher und Bäume, welche die erhaltenen Konstruktionen und Bauelemente zerstörten. Die Natur eroberte damit ein Stück Land zurück, das ihr vom Menschen vor siebenhundert Jahren abgetrutzt worden war.
Wichtigere Rettungsarbeiten starteten in den Jahren 1989/90. Es handelte sich um die fortschreitende Stabilisierung der beeinträchtigten Statik sowie um Dachstuhlreparaturen. Beides hing natürlich eng zusammen. Die Dachstühle von historischen Bauwerken haben grundlegende Festigungsfunktionen für das Mauerwerk und die darunter liegenden Gewölbe. Beschädigte Zerrbalken führen zur Entstehung von statischen Störungen am ganzen Bau. Am Grafenstein mussten deshalb die Dachstuhlreparaturen Hand in Hand mit den Rekonstruktionen von Deckung und Dachkonstruktionen vorgenommen werden – gleich ob es das Gewölbe im 1. Obergeschoss des Ostflügels oder die hölzerne Dachkonstruktionen des Nordflügels betraf. Eine sehr aufwändige Sicherung erfolgte oberhalb der Eingangshalle bei der Kapelle. Das mächtige Klostergewölbe mit Eck- und Zentralkappen und markanten Stuckgraten musste schon früher mit Holzstützen vor Einsturz gesichert werden. Das Gewölbe wurde insoweit beschädigt, dass es noch heute an einigen Stellen durchhängende Gewölbezwickel aufweist. Dies würde unter normalen Bedingungen eine einzige Folge nach sich ziehen – den Einsturz. Der Statiker hängte das Gewölbe auf und spannte es mit Stahlzugstangen zu einer Betonüberbrückung. In der heutigen Zeit hätte man wohl eine andere Vorgehensweise als ein massives Betonspannsystem gewählt, aber dies stellte kurz nach 1989 die einzige machbare und erreichbare Lösung dar.
Im Dachraum des Ostflügels wurde anstatt einer vollständigen Wiederherstellung der Zerrbalken eine Eisenbetonplatte in die Außenmauer eingebaut und angespannt, an welche die Kanten der Zerrbalken angeschraubt wurden. Ihre mittleren Teile mit der Festigungsfunktion wurden ebenfalls durch Eisenbeton ersetzt. Während der ersten Nachwendejahre gelang es fast den gesamten Bau zu sichern, wenn auch oftmals zum Preis des Verzichtes auf die Wiederherstellung von historischen Trag- und Statikelementen und derer Ersatz durch Beton und Stahl. Die Einbringung dieser fremden Materialen bedeutete zwar die Rettung der Burg als Baukomplex, war jedoch von einigen negativen Ereignissen begleitet. Die neu eingebrachten Elemente beeinträchtigten die ursprünglichen historischen Konstruktionen insbesondere durch ihre sehr unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften. Die Stahl- und Betonelemente verfügen insbesondere über ein vollständig anderes Gewicht, andere Elastizität und Wärmedehnbarkeit. Aus diesem Grund mussten später einige statische Maßnahmen überprüft und die größten Probleme erneut behoben werden.
Wenn wir über die letzte Restaurierung sprechen und erklären wollen, wie der Bauherr vorging, müssen wir zu der vorletzten großen Wiederherstellung zurückgehen.
1843 schlug der Blitz in den großen Turm, wodurch ein Brand ausbrach. Das Feuer verbreitete sich schnell auf alle Dächer und Räumlichkeiten des 2. Obergeschosses. Das starke Gewölbe des 1. Obergeschosses verhinderte, dass das Feuer bis in die unteren Partien durchdrang und bewahrte die Anlage somit vor einer totalen Zerstörung. Aber das, was nicht vom Feuer beschädigt wurde, litt unter einer anderen Naturgewalt – dem Wasser. Die andauernde Feuchtigkeit im entblößten Burgrest führte zu weiteren Schäden. Während weiterer zwei Jahre gelang es, das Schloss mit einem neuen Dach zu versehen, wenn gleich nicht in der urprünglichen Höhe. In der Literatur ist überliefert, dass das Schloss ein Geschoss niedriger wiederaufgebaut worden ist. Diese Behauptung ist nicht präzise. Am Südflügel und im Südteil des Nordflügels fehlt tatsächlich ein Stockwerk. Es kam aber vor allem zu einem markanten Eingriff in die Gestalt des gesamten Dachraumes. Auf der Nordseite wurden die ursprünglichen Renaissancegiebel abgetragen. Der Dachstock wurde um 2 m inklusive der Türsturzhöhe der Fensterportale gesenkt. Der größte Teil des Dachraumes wurde nie mehr in einen Zustand gebracht, der auch nur im Entferntesten an die ursprüngliche prächtige Gestalt erinnerte. Der Dachraum blieb ohne Nutzung bzw. hier befanden sich verschiedene Nutzräume meist ohne Decken. Dieser Sachstand war für die Festlegung der Ausgangspunkte für die Restaurierung an der Wende des 20. zum 21. Jahrhunderts entscheidend.
Die letzte Restaurierung begann mit der bereits beschriebenen statischen Sicherung der Dachstühle und bedrohten Konstruktionen. Bei diesen Arbeiten kam es zur weiteren Beeinträchtigung der keramischen Dachziegel. Mit der Erkenntnis, dass mehr als die Hälfte der Ziegel zerstört waren und es damals nicht üblich war, die Dachziegel zu retten und zu erneuern, wurden sie abgenommen. Sie wurden nicht für eine erneute Verwendung eingelagert, sondern gleich entsorgt. Die Burg erhielt eine provisorische Deckung mit Wellblech, ohne dass eine neue Bedachung festgelegt wurde. Nach einer kurzen Diskussion mit den Denkmalfachleuten erhielt das Dach eine Deckung mit Schablonen aus gefärbter Asphaltdachpappe in Imitation der historischen Biberschwanzziegel. Auf die sichtbaren Flächen kamen damals moderne Betonsteine in Farbe und Form von Biberschwanzziegeln. Dabei ist es notwendig zu betonen, dass in der Zeit der Dachrekonstruktion auf Grafenstein gegenüber Dachziegeln aus Keramik ein großes Mißtrauen herrschte, weil deren Lebensdauer als mangelhaft wahrgenommen wurde. Das Ergebnis der Veränderungen in der Bedachung war so, dass es Diskussionen eröffnete, ob diese Materialen für Denkmalobjekte geeignet sind. Heute werden beide Imitationen von Biberschwanzziegeln im Denkmalbereich zu Gunsten der Denkmäler nicht mehr eingesetzt. Gleichzeitig kam es zu wesentlichen Veränderungen der Dachform auf dem Hauptturm. Anstelle des ehemaligen neogotisch-spitzen Turmhelmes, der von erhaltenen mittelalterlichen Bedachungen gotischer Bergfriede inspiriert und auf Grafenstein nach dem Brand von 1843 errichtet worden war, wählte man eine neue, glockenartige Haube mit Laterne, also eine Form, die an die für die sächsische Renaissance typische Turmbekrönung erinnern sollte. Die ursprüngliche neogotische Konstruktion des Dachstuhles blieb unterhalb des neuen Abschlusses erhalten. Es ist möglich, dass sie in Zukunft wiederhergestellt wird. Beim Rest der Dächer hatte man die Maßnahmen aus der Zeit nach dem Brand von 1843 respektiert. Nur das südliche abgesenkte Dach des Nordflügels wurde in dieser Phase nicht wiederhergestellt, dort erfolgte der Einbau einer Terrasse mit einem Flachdach. Alle genannten Maßnahmen wurden von der Öffentlichkeit wahrgenommen, diskutiert und mit einer ganzen Reihe von Fragezeichen versehen.
Man kann sagen, dass das öffentliche Interesse für die Burg, die trotz Jahrzehnte langer Abgeschlossenheit als Symbol für die weitere Umgebung wahrgenommen wurde, und die kritischen Stimmen einen Einfluss auf die Fachleute hatten. Es begannen intensive Diskussionen darüber, ob der angefangene Weg zur vollständigen Wiederherstellung der Burg führte und wie die künftige Nutzung gestaltet sein könnte. Die letzte große Maßnahme in dieser Bauetappe war im Jahr 1996 die Sanierung eines Teilbereichs der Burg als Magazin für das Nordböhmische Museums in Liberec. Diese vergleichsweise wenig aufwändige Maßnahme trug zur Lösung räumlicher Probleme des Museums bei, gleichzeitig deutete sie die künftige Orientierung der Restaurierung an. Die Idee zum Verkauf der Burg an eine Privateinrichtung oder zur Nutzung des Objektes zu anderen Zwecken wurde aufgegeben. Die Wiedergewinnung des Baus im Sinne des Denkmalschutzes mit der Installierung von Sammlungsbeständen des Nordböhmischen Museums in Liberec wurde fortgesetzt.
Wichtige Faktoren für die gesamte Wiederherstellung der Burg waren die Tätigkeit von nichtstaatlichen Organisationen in Zusammenarbeit mit der Burgverwaltung, den kommunalen Behörden und die Einbeziehung der aktiven Öffentlichkeit in das Leben der Burg. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Gesellschaft vom damaligen Regime kontrolliert. Ohne dessen Zustimmung oder zumindest Tolerierung ging fast nichts. Nichts destotrotz darf man ohne Übertreibung konstatieren, dass die Burg ohne ehrenamtliche unoffizielle Aktivitäten nicht stehen geblieben wäre. Die Ereignisse der 70er Jahre konnten allerdings nicht dokumentiert werden. Die damaligen Aktivitäten blieben in den Dokumenten nahezu erwähnt. Schriftliche Materialien entstanden deshalb nicht, weil die Rettungsarbeiten in Form von Tolerierung oder allenfalls von sehr vorsichtiger und minimaler Unterstützung der verantwortlichen Beamten erfolgten. Aus dieser Zeit gibt es auch keine Fotodokumentation. Ein Grund dafür kann auch die Tatsache sein, dass die Burg im Militärgebiet stand, wo das Fotografieren stark eingeschränkt war. Nichts destotrotz können einige Bauaktivitäten aus den Informationen von einigen lebenden Personen und aus der professionellen Fotodokumentation zur bauhistorischen Untersuchung von 1979 verfolgt werden. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörten damals die Dachsanierungen der Kapelle und des Südflügels. In einem Teil des Südflügels wurden wahrscheinlich Fenster ausgetauscht. Dabei ist aber erkennbar, dass der Einbau der Fenster nicht mit Fachleuten und ohne richtige Vermessung gemacht wurde. Auf den Fotoaufnahmen aus einem relativ kurzen Zeitraum ist die Entfernung von Wildwuchs mit Sträuchern und Bäumen auf dem kleinen Burghof zu sehen. Auf der Burg erfolgten auch einige Abrissarbeiten. Einige neuzeitliche Zwischenwände, welche die historischen Säle trennten, wurden beseitigt. Wahrscheinlich erfolgten auch fachgerechtere, aber nicht sehr umfangreiche Arbeiten am Dachstuhl des Ostflügels, konkret im Einschnitt des Ostflügels und der Haupttreppe. Diese Arbeiten wurden jedoch bald unterbrochen. Die späteren Fotodokumentationen von Laien und Fachleuten zeigen Spuren fortgeschrittenen Verfalls.
Ein weiterer Schlüsselmoment für die Entwicklung von ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Aktivitäten war der Fall des kommunistischen Regimes 1989. Die Veränderungen in der Gesellschaft sowie wichtige Änderungen in der staatlichen und kommunalen Verwaltung schafften Raum für Tätigkeiten einer ganzen Reihe von Bürgerinitiativen. Mehrere Gruppen von ehrenamtlichen Helfern, insbesondere Studenten, kamen auf die Burg. Es waren diese Studenten und ihre Aktivitäten, welche 1993 die Öffnung der Anlage für die Öffentlichkeit ermöglichten. Die Studenten reinigten einige Zimmer in der sonst unbewohnbaren Burg, gestalteten die Räume provisorisch und sicherten ehrenamtlich Führungen ab.
1993 fand das erste Benefizkonzert für die Burg Grafenstein statt, das der aus dem benachbarten Chotyně stammende Solist des Prager Nationaltheater, der Bassist Luděk Vele organisierte. Die Erlöse aus den ersten Konzerten waren nicht sehr hoch, die Besucher passten damals auch in die Burgkapelle. Aber immerhin konnten aus diesen Einnahmen in der Kapelle einfache Fenster installiert und einige Stabilisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Im Lauf einiger Jahre ist es den Organisatoren unter der Leitung von Luděk Vele gelungen, eine Tradition aufzubauen, die heute seit über 20 Jahre besteht. Die Erlöse aus den Konzerten erreichen heute eine Höhe von mehreren Millionen Kronen. Die Konzerte beeinflussten die Rettung der Kapelle ebenso wie das gesamte Klima um die Restaurierung herum. Die Rettung der Burg wurde zu einer Aufgabe von öffentlichem Interesse und gelangte unter öffentliche Kontrolle, die sich positiv in der Qualität der Leistungen von Auftragnehmern sowie auf die Einstellung des Staates als Besitzer wiederspiegelte. In der Nachwendezeit gibt es nicht viele ähnliche Beispiele für die Wiedergewinnung eines so stark beschädigten Denkmals.
Wie bereits erwähnt begannen zur Jahrtausendwende Diskussionen über das Aussehen und zudem über die Art und Weise der durchgeführten Restaurierungen, die als definitive Lösung betrachtet, eine entsprechende architektonische Qualität haben sollten. Der statische Teil des Projektes war eigentlich fertig. Neue ergänzende Bauelemente riefen jedoch Diskussionen hervor, ob der gewählte Weg richtig sei, ob er zur erfolgreichen Wiedergewinnung der in Teilen erhaltenen Burg führe. Bedeutende Kontroversen lösten die Turmform, die Terrasse des Norflügels und die Rekonstruktion von Strebepfeilern am Ostflügel aus. Eine weitere Herausforderung war die Planung für die Wiedergewinnung der anderthalb Jahrhunderte nicht mehr nutzbaren Räumlichkeiten im ersten Stockwerk des Nordflügels. Im Eingangssaal war der ursprüngliche, nach Entwürfen von Giulio Romano erbaute Renaissance-Kamin erhalten geblieben. Dennoch war der ganze Raum sowie der obere Teil des Kamins durch die Senkung des Dachgesimses nach 1843 entwertet. Dadurch schien zunächst am Ende des 20. Jahrhunderts eine Rekonstruktion der Decke und die Wiederherstellung in der ursprünglichen Höhe nicht möglich. Bei der statischen Sicherung wurde die Deckenhöhe in allen betroffenen Räumlichkeiten wesentlich gesenkt. Die Planung für die Rekonstruktion rechnete mit der Installierung von Holzdecken mit einer Schilf- und Putzschicht. Gerade hier wurde die Planung nach intensiven Diskussionen gestoppt und nachfolgend umbewertet.
Bild: oberen Eingangssaal nach Restaurierung
Zur Wiedergewinnung von Räumlichkeiten mit einer großen Menge beschädigter historischer Putze und einer ganzen Reihe von ursprünglichen, allerdings sehr beschädigten architektonischen Elementen wurde ein berühmter, auf Denkmäler spezialisierter Architekt angesprochen: Václav Girsa. Man erhoffte sich davon, dass er und sein Atelier bei der Beseitigung der Konflikte zwischen der authentischen Hülle des Denkmales und der in diesem Fall nötigen Ergänzung mit zahlreichen neu eingesetzten Elementen helfen könne. Der Architekt und seine Gruppe standen vor keiner einfachen Aufgabe. Die Burg war ein stark beschädigter Torso, praktisch ohne authentische Ausstattung im Sinne der Geundelemente eines Bauwerkes – Fenster, Türen, Fußböden oder Plattenbeläge. Fast alles außer dem Mauerwerk wurde in den vergangenen Jahrzehnten zerstört oder beschädigt. Eine große Herausforderung war auch die torsoartige Gestaltung der Burg. Schon bei der Wiederherstellung nach 1843 war es notwendig, ein Verhältnis zur markanten Erscheinung der Burg zu finden, obwohl deren ursprünglichen Repräsentativ- und Verwaltungsfunktionen nicht mehr aktuell waren. Unsere Vorväter verfügten zudem – im Gegenteil zu den Zeiten, in welchen die böhmischen Burgen und Schlösser entstanden waren – nur über begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten. Mit der Aufgabe fanden sie sich damit ab, dass die Burg ein konservierter Torso blieb. Es wurden zwar die Dachstühle erneuert, es wurde aber nicht mit einer Erneuerung der ursprünglichen Funktion von Räumlichkeiten gerechnet. Diese blieben meistens ohne Nutzung und zum großen Teil wurden sie nicht wiederhergestellt. Die meisten Zimmer blieben ohne Decken, mit Durchblicken in den Dachstuhl.
Der Architekt begann zuerst mit der Suche nach einer Lösung für den Nordflügel der Burg. Eine brennende Frage war die Gestaltung des Eingangssaales im 1. Obergeschoss. Es wurden mehrere Varianten entworfen, die mit dem Transfer einer Balkendecke von einem anderen denkmalgeschützen Objekt und mit der technisch und finanziell machbaren Erhöhung der Deckenhöhe rechneten. Der Situation kam die Tatsache zu Hilfe, dass es bei der statischen Sicherung der Burg in der früheren Etappe im mittleren Teil des Nordflügels nicht zur Wiederherstellung des originalen Ránek-Stuhl (sparsame Form eines Kehlbalkendaches mit liegendem Stuhl) gekommen war, hier wurde ein modernes Kehlbalkendach verwendet. Durch die Beseitigung des unteren Dachstuhlteiles in der Kombination mit der Nutzung von einigen Stahltragelementen aus der früheren Bauphase in eine neue gebündelte Konstruktion von Dachstuhl und Stahlkonstruktion zur Aufhängung der transferierten Decke entstand eine Lösung, bei welcher die Höhe des Zimmers um den gebrauchten Meter erhöht werden konnte. Der aufgehängte Torso der auf die Burg Grafenstein transferierten Renaissance-Decke wertete im Zusammenwirken mit weiteren bauhistorischen Elementen den Eingangssaal im ersten Stockwerk zu einem wertvollen historischen Innenraum auf – derart, dass die im Jahr 2002 abgeschlossene Rekonstruktion dieser Räumlichkeiten den Preis des internationalen architektonischen Wettbewerbes Grand Prix erhielt.
Gleichzeitig entstand die gesamte ambitionierte Konzeption zur Wiedergewinnung des Areals der staatlichen Burg Grafenstein in der Werkstatt des Ateliers von Václav Girsa (Girsa AT), laut derer möglichst viele authentische Elemente konserviert werden sollten und dieauch eine neue Bedeutung für langfristig ungenutzte Teile der Burg herausarbeitete. Die Umsetzung der Konzeption erfolgte in den nächsten Jahren. Die Arbeiten wurden so eingeteilt, dass die Wiedergewinnung der Funktionen des Areals auf dem schnellsten Weg erfolgen konnte. Das bedeutet, dass jene Bereiche vorrangig saniert wurden, bei welchen mit minimalen Kosten der maximale Effekt für die Besucher zu erzielen war. Aus diesem Grund wurden zunächst die Keller, der kleine Burghof und das Erdgeschoss des Nordflügels restauriert.
Hofvorderseite der oberen Burg nach Restaurierung
Ein eigenständiges Kapitel innerhalb der Burgsanierung stellt die Konservierung des Putzes an der Vorderfront dar. In den Jahren 1999/2000 – bereits unter Leitung des Ateliers Girsa – wurde die Konservierung der Hofvorderseite der oberen Burg umgesetzt. Der Renaissance-Sgraffito-Putz wurde nach dem Brand von 1843 von einer neuen Fassadenstruktur verdeckt, für welche die flächigen Putzrahmen im ersten Stockwerk typisch sind. Für die Füllungen wurde ein kontrastreicher grobkörniger Putz gewählt. Die Fassade hatte einen völlig anderen Charakter als die übrigen Fronten in der Burg. Dieses Aussehen wurde unter Berücksichtigung des fragmentarischen Zustandes der Sgraffito-Unterlage bei der Restaurierung beibehalten und damit der erhaltene originale Sgraffitoputz konserviert. Beim Antrag der oberen Putzschicht achtete man darauf, dass die originalen Sgraffiti in einigen Partien ablesbar blieben. Durch eine sensible Patinierung erreichte man eine Lebendigkeit der Farben sowie der räumlichen und zeitlichen Tiefe in der Gesamtwahrnehmung des Hofes. Im ersten Obergeschoss wurden die fehlenden Fensterjalousien ergänzt, die auf Grafenstein nach dem Brand von 1843 überall dort erschienen, wo damals die Innenräume der Burg nicht saniert worden waren. Diese Art der farblichen Wiederherstellung und Berücksichtigung verschiedener Putzschichten stellte eine Fortsetzung der Restaurierungsarbeiten an der Abtei des Klosters Goldenkron/Zlatá Koruna dar, einem früheren Projekt Girsas.
Im Jahr 2002 folgte die Restaurierung der Südfront. Wer eine ähnliche Realisierung wie am Hof der oberen Burg erwartete, war sicherlich enttäuscht. Die Südfassade erinnert an die Zeichnugen in der bauhistorischen Untersuchung der Vorderseite mit durchgeführten Retuschen an bedeutenden Flächen. In der Fassade dominieren originale Sgraffito-Flächen aus dem 16. Jahrhundert, die an den beschädigten Stellen mit neuem Sgraffito-Putz ergänzt wurden. Die Stellen jüngerer Zerstörungen, Veränderungen und Umgestaltungen aus den späteren Zeiten (17. oder 18. Jahrhundert) wurden insbesondere im Bereich der beiden Halbrundtürme durch sensible Ergänzungen der originalen Putzschichten beibehalten, so dass die Barockgestaltung der Vorderfront aus dieser Zeit herausragt. Lesbar ist das Einbrechen neuer Fenster im 19. Jahrhundert. Beibehaltene Störungen im Sgraffito-Putz dokumentieren die Entwicklung im 19. Jahrhundert, als die ganze Fassade mit einem neuen glatten Putz überdeckt wurde. Dieser wurde ansonsten auf der Südfassade aus dem Grund der Lesbarkeit insgesamt nicht erhalten, und auch deshalb, weil jene Überputzung dort durch den Klimaeinfluss weitgehend untergegangen war. Die sensible Verknüpfung der verschiedenen Schichten und die Farbretusche geben dem gesamten Werk einen einheitlichen Charakter. Die Konservierung der Vorderfront interpretiert dem aufgeschlossenen Beobachter die Geschichte der Burg. Gleichzeitig und trotz der zeitlichen Diversität der sichtbaren Veränderungen schafft sie ein stimmiges Erscheinungsbild und eine künstlerische Einheit des Werkes. Die durchgeführte Konservierung hat einen eigenständigen Gestaltungswert, der selbst Anspruch auf Denkmalschutz erheben kann. Wir hoffen, dass Zeit und Klima diesen Zustand nicht schneller zerstören wird, bis er erneut konserviert werden kann.
Südwest Ecke der Burg nach Restaurierung
Eine weitere Herausforderung für die Restaurierung der Burg stellte die Sanierung des stark beschädigten südlichen Teiles der oberen Burg dar. Diese Bereiche der Anlage entstanden in der Vergangenheit schrittweise seit dem Renaissance-Umbau zwischen der Hauptsubstanz des Nordflügels und der nur einige Meter entfernten ursprünglichen südlichen Mauer der oberen Burg. Die schmale Baulücke veränderte sich um einige Zimmer im Erdgeschos und im ersten Obergeschoss. Dieses erste Stockwerk wurde allerdings beim Brand 1843 zerstört und nicht wiederaufgebaut. Im Erdgeschos rissen die Soldaten in der Nachkriegszeit einige Trennmauern heraus und richteten in diesem Raum eine Turnhalle ein. Zu diesem Zweck wurde der Raum jedoch nicht lange genutzt. Durch eindringendes Regenwassers kam es zur vollständigen Zerstörung des Raumes. Der Zustand des Gewölbes war so katastrophal, dass es mit Holzstützen gesichert werden musste. Im Gegensatz zum benachbarten Eingangssaal wurde das Gewölbe nicht mit dem Trag- und Festigungssystem versehen, sondern es wurde auf traditionelle Weise durch die Ergänzung fehlender Elemente repariert. Die neue Bedachung, welche in der Nachkriegszeit entstand, war so markant wie die Turnhalle. Oberhalb des Saales entstand an der Stelle des Giebeldaches eine Terrasse mit massiv gemauertem, im oberen Teil steinernem Geländer. Durch andauerndes Eindringen von Regenwasser kam es hier zum Abgang des ursprünglichen Putzes. Im größeren Eingangsbereich blieb der originale Renaissance-Putz nur in Form winziger Fragmente im Fensterbereich und oberhalb des Einganges erhalten. Die Verbindung der Zimmer war schon deshalb unorganisch, weils sie zweckgebunden entstand. Hier wechselten die unterschiedlichen Gewölbetypen in sehr unterschiedlichen Höhen. Die nördliche Seitenfront des Saales, der ursprünglich eine Außenmauer des Burgpalas war, wurde durch Seitensprünge geteilt. Zuerst erfolgte der Bau der Terrasse. Aus methodischer Sicht war es klar, dass die Turnhalle aufzulösen und die originale Gliederung der Räumlichkeiten zu erneuern war. Es war auch die Installierung von Wandbespannungen vorgesehen, die gemeinsam mit weiteren Grafensteiner Mobilien auf die Burg zurückkehrten (sie waren bis 1999 am Schloss Münchengrätz/Mnichovo Hradiště deponiert).
Damit wir erklären können, warum letzendlich dieser Teil des Schloss in einer anderen Art und Weise rekonstruiert wurde, müssen wir einen Ausflug in das Jahr 1782 unternehmen. In diesem Jahr wurden auf Grafenstein die letzten markanten Umbauten und Neugestaltungen vorgenommen. „Der große Schlosssaal wurde zur Hälfte verkleinert und im abgetrennten Teil entstanden 3 Zimmer mit Trennwänden“, zitiert der Autor der bauhistorischen Untersuchung eine historische Quelle. Dies erfolgte wahrscheinlich aus dem Grund, dass die in Nordböhmen zusammengelegten Herrschaften der Clam-Gallas-Familie nicht so viele Schlösser benötigten, als sie bisher besassen. Grafenstein diente damals nur als Verwaltungszentrum der Herrschaft, ein großer repräsentativer Saal wurde darin nicht mehr gebraucht. Hier müssen wir der Vollständigkeit halber anführen, dass sich der ursprüngliche große Saal im zweiten Obergeschoss des Ostflügels befand, wo heute das Magazin des Nordböhmischen Museums untergebracht ist. Die Reste des Außenputzes des Saales und die originale Treppe sind im Dachboden des Ostflügels erkennbar. Der Bedarf nach einem großen Saal wurde – zwar nicht sehr glücklich, aber immerhin im Einklang mit der Funktion des Schlosses – erst von den Soldaten wieder befriedigt. Diese relativ einfache Tatsache realisierten die Mitarbeiter des Denkmalamtes und der Architekt direkt auf der Baustelle kurz bevor die Bauarbeiter die Trennwände neu errichteten. Für die vollständige funktionsfähige Wiederherstellung des Schlosses war es notwendig, einen großen Saal neu zu errichten oder zu erneuern. Der Architekt bewertete die Situation nach Konsultation mit dem Konservator des Nationalen Denkmalamtes neu, ausgehend von einer breiteren Diskussion zur Konzeption einer Wiederherstellung des Nordflügels, welche eine große Bedeutung für die Funktionen des Schlosses hatte. Die Turnhalle –von den Soldaten als „Rittersaal“ bezeichnet – veränderte sich in den Jahren 2003 und 2004 in einen großen Saal, wie er zwei Jahrhunderte lang im Schloss fehlte. Der Raum wurde durch vereinheitlichenden Putz und Ausmalungen zusammengefügt. Der Architekt musste sich auch mit den in Fragmenten erhaltenen Feuerstätten abfinden. Im großen Saal erfolgte nachfolgend die Hängung der wertvollsten und größten Ölgemälde aus der originalen Ausstattung der Burg.
Die Rekonstruktion verlief weiterhin in einem Tempo, das die Mittel aus dem Programm zur Rettung der architektonischen Erbe vorgaben, d. h. im Umfang von einigen Millionen Kronen im Jahr. Die Umsetzung der Konzeption geriet jedoch in Verzug. Dank der Bemühungen und bürgerschaftlichen Initiativen von Luděk Vele, der sich nicht nur auf die Sammlung von Mitteln zur Rettung der Kapelle beschränkte, sondern auch die verantwortlichen Personen im Kultusministerium, die Beamten des Nationalen Denkmalamtes und weitere wichtige Personen überzeugte, gelang es, die Arbeiten auf Grafenstein zu intensivieren. Gemeinsam mit dem Architekt Václav Girsa erarbeitete er ein Projekt zur Errichtung eines kulturellen und gesellschaftlichen Zentrums der Euroregion Neiße. Das Vorhaben wurde von der Leitung des Denkmalamtes und vom Kultusministerium positiv bewertet und genehmigt. Während der nächsten Jahre wurden alle administrativen und planerischen Vorbereitungsarbeiten erledigt. Die Umsetzung erfolgte seit Ende 2007. Der Großteil der Maßnahmen konnte schließlich 2009 realisiert werden.
Grafenstein - Burg Blick von Turm auf der Burg
Das gesamte Vorhaben wurde in drei relativ selbstständige Abschnitte unterteilt. Im Rahmen des ersten Bauabschnittes wurde die bauliche Wiederherstellung der Burg abgeschlossen. Die Dachpappe, welche kurz nach 1989 verlegt worden war und die Wiederaufbauzeit nicht überlebt hatte, wurde beseitigt. Was kurz nach der Wende akzeptabel erschien, war neu zu bewerten. Auf das Dach kamen traditionelle Dachziegel von Ziegeleien, die eine qualitätvolle Herstellung erst wieder lernen mussten. Die Lebensdauer dieser neu gelegten Dachziegel wird die nächste Generation prüfen können. Die Umgestaltung betraf auch die Abschlüsse der Schornsteine; auch die Betonaufmauerungen wurden abgebaut. Radikal verändert wurde auch der neue mittlere Teil des nördlichen Dachgestühls. Im Dachraum zwischen den mittelalterlichen Giebeln des alten Burgpalastes erfolgte der Einbau eines neuen Galerieraumes. In diesen Räumlichkeiten kam es zu einem angenehmen Zusammenklang des konservierten mittelalterlichen Putzes und der neu eingesetzten Holzverkleidungen der Wände und Fussböden. Auf die Konservierung warteten zunächst noch die Nord- und Westfassade, die dann ebenfalls in dieser Phase saniert wurden. An die Westfassade kehrte ein Teil des dekorativen Sgraffito-Streifens zurück, der früher abgelöst und im Magazin eingelagert worden war, nachdem die Schichten, zu welchen diese abgenommene Putzpartie gehört hatten, nicht erhalten werden konnten. Die Restaurierung der Fassaden fand ihren Abschluss mit dem äußeren Nordportal. Die große Putzfläche veranschaulicht die grundlegenden Ideen der Konservierung: Primäres Ziel war die Bemühung um maximale Erhaltung des Originals. Mit diesem Ziel spritzen die Restauratoren den Kalk in Form von Kalkwasser in den Putz. Auf diese Art und Weise konservierte Blöcke des Originalputzes wurden vom Restaurator vorsichtig an den Ränden befestigt. Danach erfolgte die Ergänzung der Flächen mit neuem, nach alten Technologien gefertigen Putz. An den Stellen, wo keine zuverlässige Wiederherstellung des Originalzustandes möglich war, wurde die Fläche neu mit einer Patinierung verputzt, die sowohl die Originalpartien als auch die ergänzten Flächen nicht stört.
Die intensivsten Arbeiten erfolgten im Rahmen der Restaurierung von Ost- und Südflügel der Burg. Im ersten Obergeschoss verwiesen die restauratorischen Untersuchungen auf Ausmalungen aus unterschiedlichen Zeitepochen. Erst bei der Wiederherstellung wurden die meisten Malereien entdeckt, womit der Umfang von Restaurierung und Ergänzung festgelegt werden konnte.
Die Zeit der Renaissance ist im Saal in der südöstlichen Burgecke mit Wappen und weiteren dekorativen Fragmenten vertreten. Im Gegensatz dazu wurde die ältere Entwicklungsphase aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhundert, die nur in geringen Resten erhalten blieb, in der Mauersubstanz konserviert. Diese Fragmente sind heute bis auf geringe Ausnahmen nicht sichtbar. Zwei größere Zimmer nördlich des Renaissance-Saales wurden im Art-déco-Stil wiederhergestellt, der in der Burgarchitektur nicht oft vertreten ist. Der nördliche Raum des Ostflügels ist mit einem Teil der Ausmalung vom Klassizismus geprägt. Einige Elemente an Tür- und Fensteröffnungen sind noch etwas älter, im Gegensatz dazu zeigt ein Teil der Decke eine wahrscheinlich am Anfang des 20. Jahrhunderts ergänzte Malerei. Die westlichen, zum Burghof orientierten Räumlichkeiten wurden nicht restauriert, da ihre originalen Putzoberflächen zerstört waren,. Eine Ausnahme bildet die Restaurierung des Ziegelfußbodens in der Eingangshalle. Bei der Wiederherstellung erfolgte der Ausbau bestehender Fliesen in einem Teil des damals geteilten Saales. Unter diesem Fußboden traten historische Ziegel- und Steinpflaster zutage, die konserviert wurden.
Im Gegensatz dazu wurde in der Vergangenheit der Raum des Pferdestalls im Erdgeschoss des Ostflügels kaum umgebaut. Hier blieben größere Flächen des originalen Renaissance-Putzes erhalten. Bei der Restaurierung entdeckte man zahlreiche, bis zu dieser Zeit kaum bekannte Löcher im starken Mauerwerk des mehrfach umgebauten Ostflügels. Das große Loch in der Außenmauer nördlich des Haupttores wurde jedoch nicht geöffnet und seine Erforschung wird den nächsten Generationen überlassen. Im Gegensatz dazu erfolgte die Öffnung des ursprünglich geschlossenen Loches beim kleinen Burghof, das zur Substanz des ursprünglichen Mauerwerks unterhalb der Küchengrundrisse gehörte. Es wurde von den Bauhistorikern untersucht und in der gefundenen Form konserviert. Sein weiteres Schicksal hängt von der Erhaltung der Dachkonstruktionen ab, die sich unterhalb des kleinen Hofes befinden. Die Restaurierung dieser Räumlichkeiten soll erst bei weiteren größeren Maßnahmen bzw. nach einer Havarie erfolgen.